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is rocking inspiration...                          let the good times roll....         !!! Der Beicht-Senkel !!!         There is no life without Trigolopadong!               !!! Irrungen und Wirrungen !!!

 Leben in Atemwenden

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Die Geschichte, die ich hier wiedergebe, hat mir eine alte Frau erzählt. Eine Nomadin aus dem Wallis. Sie verbrachte jeweils die Sommerzeit auf einer Voralpe, einem gerodeten Maiensäss. Ringsum nur Felsen und dichter Tannen- und Lärchenwald. Schon als Kind war sie dort oben. Mit ihren Geschwistern, oft in Gesellschaft, oft allein.

Bereits damals hatte sie die erste Begegnung mit diesen geheimnisvollen Wesen. Eine sehr flüchtige Begegnung. Aber eine nachhaltige. Eine Bindung fürs Leben.

Der Abend dämmerte schon, sie war aus dem niederen Hauseingang hinausgetreten in die abendliche Frische. Ohne besondere Absicht schaute sie hinüber zum Waldesrand. Eine wilde Hecke hatte sich dort an einem kleinen Felsenbrocken breitgewuchert. Sie war sich nicht sicher. Starrten sie da nicht zwei Augen an? Genau bei der Hecke. Fragend? Erstaunt? Überrascht! Zwei Augen und sonst gar nichts. Kurz nur. Ein Wimpernzucken und weg waren sie. Und doch: da waren zwei Augen. So fing es an. Die Geschichte mit den Parlandocchini.

Eigentlich ist es gar keine Geschichte, viel eher eine Erscheinung, ein Erlebnis. Was sage ich, ein Erlebneis? Nein! Es sind Sequenzen des Lebens. Sequenzen mit Konsequenzen.Denn sie, die Parlandocchini gehören zu unserer realen Welt. Sie gehören zum Leben, sie sind da, sie verstecken sich, sie zeigen sich, selten zwar, aber ihre Existenz ist so gewiss wie das Leben und der Tod.

Die gute Frau hatte lange Zeit mit niemand darüber gesprochen. Obwohl sie die Parlandocchini seitdem immer öfters und immer länger gesehen hatte. Sie waren zu ihren stetigen Begleitern geworden. Und sie musste bei weitem nicht die einzige gewesen sein, die mit diesen Wesen verkehrte. Mit der Zeit ergab sich sogar so etwas wie Kommunikation zwischen ihnen und der Frau. Es muss auf dieser Welt unendlich viele Augen geben, Augen, die nur Augen sind und sonst gar nichts.

Ja, da war also diese Frau, als junges Mädchen schon nahe an der Welt der Parlandocchini. Und die Parlandocchini nahe an ihrer Welt. Ihre Ränder berührten sich, und wir haben gelernt, was am Rand ist, kann bald einmal in der Mitte sein.

Ob die Parlandocchini wirklich mit ihr gesprochen haben? Nein. Undenkbar. Die können nicht sprechen. Sie verständigen sich mit den Augen, glühende, funkelnde Augen aus tiefen Höhlen. Sie können nicht sprechen und haben viel zu sagen. Manch einer wird sagen, das sei doch eine Arme-Seelen-Geschichte. Der hat alles verstanden und doch nichts.

Ihre Welt ist eine stumme Welt, eine stumme Welt voll Zeichen und Zauber, zeitlos. Schwebend, oszillierend, in der Zukunft, im Jetzt und im Vergangenen, eine Welt in den unzähligen möglichen Welten, Raum und Zeit durchdringend.

Wieviel die Frau aus dieser geheimnisvollen Welt in ihre eigene Welt hat fliessen lassen? Sie kann es nicht sagen. Nur ihre Augen leuchten. Mit ihren Augen hat sie gesehen den Himmel, die Erde, Licht und Finsternis, hat Freud und Leid erlebt, immer war ihr Schicksal verwebt mit den Sphären der Welt der Parlandocchini. Nur so habe sie überlebt, sagt sie. Ihre Augen funkeln den lebenden Beweis.

Sie hat mich auf die Spur gebracht. Ich habe die Parlandocchini gesucht. Meine Sinne geschärft. Oft, so schien es mir, lachten mich ihre Augen aus, ab und zu glaubte ich, sie zu sehen. Ich sprach mit vielen Menschen, Alten und Jungen, Greisen und Kindern. Ich musste feststellen, dass es viele Menschen gab, die schon Kontakt mit den Parlandocchini gehabt hatten. Natürlich, in Japan nannte man sie nicht Parlandocchini. Doch konnte ich mir das japanische Wort für Parlandocchi nicht merken. Japanisch ist keine einfache Sprache.

Und noch eine Entdeckung durfte ich machen. Es gab auch Leute, die nicht nur Parlandoccini gesehen hatten. Leute, die noch zu andern geheimnisvollen Wesen Zugang hatten: zu den Parlanbocchini. Feurige Zungen, lautlose, singende, betende, deklamierende, im Selbstgespräch versunken, raunende, in allen Sprachen des Universums, hilfeleistend aber auch störend.

Wenn ich mit solchen Menschen sprach, wurde mir die Welt unheimlich. Waren meine Sinne so abgestumpft? Wieso nahm ich nichts wahr? Es musste diese Wesen geben, soviel war klar. Was bleibt mir übrig? Weitersuchen. Natürlich. Homo semper tiro. Bis zu meinem Tode. Und danach? Ja, die Toten kann ich nicht fragen. Von den Toden will ich nicht sprechen. Es sind keine verlässlichen Zeugen.


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