is rocking inspiration... let the good times roll.... !!! Der Beicht-Senkel !!! There is no life without Trigolopadong! !!! Irrungen und Wirrungen !!!
Mit seinen Zähnen war er zufrieden. Sie waren alles in allem gesund, ein paar Löcher, ja, aber die Zähne, die schmerzten selten bis nie. Sie nahmen an seinem Leben teil, ohne dass er ihrer Gewahr wurde, fast wie stille Kompagnons. Aber eben nur fast. Denn es gab da etwas, das die Stille störte. Eine Zahnlücke. Eine Zahnlücke hielt die beiden oberen Schneidezähne in Distanz.
Diese Lücke schleppte er seit seiner Kindheit mit sich. Wahrscheinlich hatte er in seiner Kindheit in dieser Kieferregion einen Zahn verloren und die beiden Schneidezähne hatten den frei gewordenen Platz übernommen, ohne ihn vollständig zu nutzen. Sie bewiesen sprichwörtlich Mut zur Lücke und ihnen war wohl.
Den geplagten Menschen jedoch machte diese ästhetische Verunstaltung traurig. Oft hatte er sich im Spiegel betrachtet, wenn er allein war, seinen Mund geöffnet, die Zähne visitiert. Sie war einfach da, die Lücke. Und irgendwann war dieses Bild in seinem Hirn. Er konnte es nicht mehr abschalten. Jeden Menschen, der ihm begegnete, jeden Menschen, mit dem er sprach, konfrontierte er in Gedanken mit dem Bild, das er in seinem Gehirn hatte. Ach diese lückenhaften Beisserchen! Er schämte sich seiner Zahnstellung.
So kam es, dass er seinen Mund in Gesellschaft mit Menschen nur noch selten öffnete. Er schwieg, wo es notwendig gewesen wäre zu sprechen. Wenn er lachte, dann immer mit dem Unterkiefer. Ok, ein wenig auch mit den Augen und natürlich mit seiner Stimme. Aber das Lachen klang immer irgendwie schräg, schief.
Mehrere Male hatte er bei seinem Zahnarzt vorgesprochen. Ob man das nicht ändern könne? Irgendwie mit Spangen und so. Der Zahnarzt lachte nur und zeigte dabei sein glänzendes, makelloses Gebiss. Wenn du bis jetzt damit leben konntest, dann lebe so weiter. In deinem Alter.
Und so lebte er weiter in den Tag hinein. Und vergass allmählich seine Missbildung.
Aber das Problem schlummerte weiterhin in seinem Unterbewusstsein. Jemand hatte ihm einmal gesagt, was ins Unterbewusstsein absinkt, das bewegt sich wie ein Unterseeboot im tiefen Ozean, langsam, leise aber kraftvoll. So auch die Zahnlücke.
Der besagte Mensch hatte seinen Lebenszenit längst überschritten und war nun auf der Zielgerade zur Schwelle des Tartarus. Er war ruhig geworden und stellte keine grossen Ansprüche mehr an seine Ästhetik. Vielmehr achtete er jetzt auf seine inneren Werte. Er hatte angefangen zu meditieren. Viel hatte er darüber gelesen. Von all der Lektüre hatte sich ein kleiner, durchmischter Bodensatz in den Furchen seines Gehirns gebildet.
Ohne erkennbare Beziehung zu diesem Bodensatz hatte er sich allmählich der Meditation zugewandt, in der Hoffnung sich mit der Natur zu verwesentlichen. Er setzte alle möglichen esoterischen Variationen ein. Miinutenlanges OM-Gesumme, Tiefatmung, Stossatmung, Ohne Atmung, Mantraleierung, Selbstbeschwörung, Gebetsandacht, positive Glaubenssätze, er setzte die ganze esoterische Palette ein, die man braucht, um die absolute, gedankliche Leere zu finden.
Ihm schwebte vor, dass er mit diesen meditativen Versenkungen sein Leben in neue, sinnvolle Richtungen steuern könnte.
Und ja, man kann sagen, er hatte Erfolg. Seine Suche nach der gedanklichen Leere hatte Raum freigemacht für das Unterbewusstsein. Ihr erinnert euch, was in diesem Ozean unter anderem mitschwamm? Genau. Sein Zahnlückenproblem. Es tauchte auf aus der Versenkung, schnappte nach Luft und war plötzlich wieder da. Und verführte ihn zu einer geradezu diabolischen Übung. Die Lücke, oder waren es die zwei Schneidezähne, wer weiss, etwas gaukelte ihm vor, dass mit intensivem Yoga und tiefem Glauben eine Zahnkieferversetzung möglich sein könnte.
Und so meditierte und meditierte er täglich, übte sich in Stille und versuchte sich in immer neuen Stellungen.
Eines Tages, er war am Ausprobieren einer neuen Meditationsstellung: auf einem Bein stehend, liess er gerade alle Gedanken fahren und war kurz vor dem Eintauchen ins Universum. Er spürte schon leicht, wie das Vakuum des Universums in seinen Geist eindrang. In diesem transzendentalen Moment verlor er plötzlich sein Schwergewicht, er dachte noch, nur kurz allerdings, dass er im Universum schwebe, aber nein, da fiel er gottsjämmerlich auf die Schnauze. Vorne. Mit seinen Schneidezähnen, mit seiner Zahnlücke. Sehr schmerzhaft. Mühsam rappelte er sich auf und wackelte beduselt ins WC um sich seine Schmerzen auch optisch im Spiegel zu bestätigen. Wie er da mit eingeschlagenem Kopf in den Spiegel schaute, sah er sich unverhofft am Ziel seiner Träume: durch den Sturz hatten sich die zwei Schneidezähne zusammengefunden, blutig zwar, aber die Lücke war keine mehr.
Da spürte er in allen Fasern seines Körpers die ungeheure Macht der Meditation. Er schwor sich, darüber ein Buch zu schreiben und seinen Glauben, ja seinen Erfahrungsschatz der Menschheit weiter zu geben. Der Titel des Buches sollte lauten: Yoga kann Zähne versetzen.
Er ist noch am Schreiben. Wann das Buch auf den Markt kommt, ist noch nicht klar.